Widerstandsfähige Mitarbeitende, starkes Unternehmen

1. Der Wandel des Entsorgungs- und Baubetriebs Worms

Der Wandel des Entsorgungs- und Baubetriebs Worms vollzog sich 2006. Ursprünglich 1991 als Entsorgungsbetrieb gegründet, erweiterte sich unser Aufgabenspektrum durch die Fusion mit dem städtischen Baubetriebshof im Jahr 2006 deutlich. Seit dem Zusammenschluss sind wir nicht nur für die Abfallwirtschaft, die Straßenreinigung und die Abwasserentsorgung, sondern auch für ein breites Dienstleistungsangebot im Auftrag der Stadt zuständig, welches insbesondere die Instandhaltung der städtischen Gebäude und Anlagen umfasst. Heute sind wir ein erfolgreicher moderner Dienstleistungsbetrieb mit vielseitigen Einsatzgebieten. Das Wachstum unseres Unternehmens wirkte sich aber nicht nur auf unser Tätigkeitsfeld aus, sondern auch auf die Arbeitsorganisation, den Arbeitsalltag sowie das Maß und die Komplexität der Arbeitsanforderungen an unsere Beschäftigten. Nicht nur die Schaffung neuer Strukturen war erforderlich, sondern auch deren ständige Anpassung an die Entwicklungen der verschiedenen Bereiche. Heutzutage sind zur erfolgreichen Einbindung in das anspruchsvolle Arbeitsumfeld von der Belegschaft verstärkt Eigenverantwortung ebenso wie Medienkompetenzen und Selbstmanagementfähigkeiten gefordert.  

2. Grenzen des betrieblichen Gesundheitsmanagements

Die Gesundheits- und Fehlzeitenreporte der Krankenkassen zeigen, dass die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von psychischen Erkrankungen drastisch zugenommen haben (Badura, Ducki et al., 2018). Diese Zunahme kann aus dem Privatleben der Beschäftigten resultieren, allerdings spielen die steigenden Belastungen in der Arbeitswelt gleichermaßen eine Rolle. Aus unserer Sicht darf ein Unternehmen diese Sachlage nicht ignorieren oder außer Acht lassen. Deshalb sehen wir uns in der Verantwortung jeden Mitarbeitenden bei dem Thema „Gesunderhaltung und -förderung“ auf betrieblicher Ebene zu unterstützen. Es ergab sich für uns die große Herausforderung: „Wie können wir es schaffen, dass unsere Beschäftigten so lange wie möglich psychisch gesund, arbeitsfähig und motiviert bleiben?“. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement wurde bereits vor vielen Jahren implementiert. Dabei waren zunächst die Überlegungen, wie wir im Rahmen der Verhaltensprävention, die Mit-arbeitenden bei der Veränderung von gesundheitsgefährdenden Arbeits- und Lebensweisen unterstützen können. Unsere Maßnahmen reichen von der Beschaffung ergonomischer Arbeitsmittel, Ergonomieschulungen am Arbeitsplatz bis hin zu betrieblichen Kampagnen zur Bewusstseinsbildung der Beschäftigten und Führungskräfte. Doch die Erfahrung zeigt nach der Umsetzung verschiedener Ansätze, dass wir mit betrieblichen Maßnahmen, die insbesondere der Verhaltensprävention dienen, nicht alle Ziele erreichen können. Denn Beschäftigte mittleren Alters arbeiten in der Regel ca. 39 Stunden die Woche, aber was ist mit den restlichen 129 Stunden der Woche, welche die Beschäftigten nicht am Arbeitsplatz verbringen? Wie können Belastungen und Probleme aus dem Privaten, die Beschäftigte täglich in den Arbeitsalltag mitbringen, im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements berücksichtigt werden? Wie können Beschäftigte besser mit Belastungen umgehen bzw. auf diese reagieren, ohne dass diese sie in ihren privaten Alltag begleiten? Wir kamen zu dem Entschluss, dass eine betriebliche Gesundheitsmaßnahme nur langfristig wirksam und erfolgsversprechend sei, wenn beide Lebensbereiche, Beruf und Privatleben der Mitarbeitenden gleichermaßen berücksichtigt und thematisiert werden. Mit diesem Ziel vor Augen holten wir uns Lösungsansätze verschiedener Beratungsunternehmen ein und entschieden uns, aufgrund des praxisorientierten Trainingskonzepts, schlussendlich für die uve GmbH für Managementberatung. Isabelle Oehse, Gesundheitsberaterin und Beraterin für betriebliches Gesundheitsmanagement bei der uve GmbH, übernahm die Projektleitung für unser gemeinsames Vorhaben. Ihr Konzept basiert auf der Stärkung der Resilienz der Beschäftigten. Resilienz bedeutet die innere Widerstandsfähigkeit.  
Quelle: Eigene Darstellung uve GmbH für Managementberatung

3. Resilienz, die innere Stärke

Es gibt oftmals Situationen im Alltag, die uns an Grenzen bringen, die uns besonders fordern oder die uns das Gefühl geben, etwas wachse uns über den Kopf. Nichtsdestotrotz kennen wir Kollegen/innen, die durchgehend tiefenentspannt wirken und in purer Gelassenheit baden. Auf der anderen Seite sind uns Kollegen/innen bekannt, die stets überlastet und gestresst auftreten und förmlich an jeder Herausforderung zerbrechen. Entscheidend ist, welche innerliche Stärke bzw. Resilienzfähigkeit eine Person mitbringt. Denn resiliente Personen sind in der Lage, Anforderungen im Arbeits- und Lebensalltag erfolgreich zu meistern, in dem sie die Opferrolle verlassen und Verantwortung für ihr Schicksal übernehmen.  

4. Stärkung der Mitarbeitenden als Ressource

Das Trainingskonzept der uve GmbH besteht aus zwei Trainingseinheiten mit einem zeitlichen Abstand von vier Wochen. Das Besondere an diesem Konzept ist, beide Trainingseinheiten bilden jeweils eine Kombination von theoretischen sowie praktischen Elementen. Folglich handelt es sich nicht um eine typische Schulung, sondern um ein gezielt aktives Training, bei dem praxisnahe Bewältigungsstrategien und Ansätze direkt von den Mitarbeitenden erprobt und reflektiert werden. Als Bewältigungsstrategie lernen die Teilnehmenden unter anderem, wie sie eigenverantwortlicher sowie lösungs- und zukunftsorientierter handeln können, um ihre persönliche Resilienz zu stärken. Eine weitere Besonderheit des Konzepts ist, dass die Beschäftigten Hausaufgaben aufbekommen. Diese bewirken, dass sich die Teilnehmenden auch nach dem Training mit ihrer eigenen Widerstandsfähigkeit beschäftigen und gleichzeitig über einen längeren Zeitraum hinweg ihre Resilienz verbessern können. Mit der Stärkung der Resilienz streben wir in Zusammenarbeit mit der uve GmbH an, unsere Mitarbeitenden zu befähigen, besser und gezielter mit alltäglichen Herausforderungen umzugehen sowie auf sich selbst zu achten, um langfristig psychisch als auch physisch gesund und arbeitsfähig zu bleiben. Betriebliche Besonderheiten können bei den Trainings berücksichtigt werden. Denn schlussendlich kann ein Unternehmen nur so stark und widerstandsfähig auftreten wie seine Mitarbeitenden.  

5. Ein Resilienztraining und schon sind die Mitarbeitenden resilient?

Ganz so einfach ist das leider nicht, denn mit dem Resilienztraining wurde zunächst der Startschuss gegeben. Jetzt heißt es für die teilnehmenden Beschäftigten, Ausdauer zu beweisen und stets am Ball zu bleiben. Mit uns Menschen als Gewohnheitstiere finden Veränderungen nicht von heute auf morgen statt. Demnach lassen sich alte Gewohnheiten – sei es stressverstärkende Denkweisen oder ein stressbedingter Verzicht auf Pausen – nicht schnell und einfach abschalten. Um Gewohnheiten aufzubrechen und neue Verhaltens- und Denkweisen zu etablieren, braucht es den Mut und insbesondere auch viel Übung und Zeit, Neues auszuprobieren. Außerdem erfordert es die Erkenntnis, dass Gesund sein nicht nur ein Privileg in der Arbeit, sondern auch ein Teil der persönlichen Zufriedenheit ist. Dazu muss jeder selbst eigenverantwortlich einen großen Beitrag leisten.  

6. Stimmen aus der Praxis für die Praxis

Wir haben das Resilienztraining bereits mehrmals auf verschiedenen Hierarchieebenen und in unterschiedlichen Abteilungen durchgeführt. Dabei war die Resonanz der teilnehmenden Mitarbeitenden und Führungskräften aus allen Bereichen durchweg positiv. Besonders der Wechsel von Theorie und Praxis, das Eingehen auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden sowie der rege Austausch in der Gruppe wurden als lehrreich empfunden.

Autoren

Isabelle Oehse
Beraterin für betriebliches Gesundheitsmanagement uve GmbH für Managementberatung
 
Olivera Hausmann
Abteilungsleiterin Personal Entsorgungs- und Baubetrieb Worms
 
Andreas Oberhaus
Kaufmännische Werkleitung Entsorgungs- und Baubetrieb Worms
 

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